Kann man ein Haus verkaufen und darin wohnen bleiben? Ein Erfahrungsbericht

Viele Menschen stehen irgendwann vor der Frage, ob sie ihr Eigenheim verkaufen sollen, um finanziellen Spielraum zu schaffen, ohne jedoch ihr geliebtes Zuhause zu verlassen. Ein Modell, das immer mehr an Popularität gewinnt, ist Haus verkaufen und wohnen bleiben. Doch funktioniert das wirklich? In diesem Erfahrungsbericht teile ich meine persönliche Geschichte und zeige, wie es möglich ist, ein Haus zu verkaufen und trotzdem darin wohnen zu bleiben.

Der Ausgangspunkt: Warum habe ich mein Haus verkauft?

Nach Jahrzehnten in meinem eigenen Haus und nachdem meine Kinder ausgezogen waren, wurde das Haus für mich und meinen Mann zu groß. Gleichzeitig machten wir uns Gedanken über unsere finanzielle Situation im Alter. Das Haus war schuldenfrei, doch unsere monatlichen Einnahmen reichten kaum, um uns einen komfortablen Ruhestand zu ermöglichen.

Da stieß ich auf das Modell Haus verkaufen und wohnen bleiben. Es klang fast zu schön, um wahr zu sein: Ich könnte mein Haus verkaufen, das Geld für den Ruhestand nutzen und trotzdem weiterhin darin wohnen. Doch wie sollte das funktionieren? Ich entschied mich, diese Möglichkeit genauer zu prüfen.

Die ersten Schritte: Beratung und Planung

Mein erster Schritt war ein Beratungsgespräch mit einem Experten für Immobilienverkäufe. Mir wurde erklärt, dass es zwei Hauptmodelle gibt: das Wohnrecht und den Nießbrauch. Beide Optionen sichern dem Verkäufer das Recht, nach dem Verkauf in der Immobilie wohnen zu bleiben. Es war wichtig für mich, die Unterschiede zu verstehen.

  • Wohnrecht: Ich würde das Recht haben, weiterhin in meinem Haus zu leben, allerdings ohne die Möglichkeit, es zu vermieten oder wirtschaftlich zu nutzen.
  • Nießbrauch: Zusätzlich zum Wohnen könnte ich die Immobilie vermieten und Mieteinnahmen erzielen.

Da es mir nur darum ging, weiterhin in meinem Zuhause wohnen zu bleiben, entschied ich mich für das Wohnrecht. Dies war die einfachere und für mich passendere Lösung. Ein Notar sicherte mein Wohnrecht durch einen Eintrag im Grundbuch ab, sodass ich rechtlich geschützt war.

Der Verkaufsprozess: Mein Haus auf den Markt bringen

Nun begann der eigentliche Verkaufsprozess. Es war mir wichtig, einen Käufer zu finden, der bereit war, mein Haus zu kaufen und mich trotzdem darin wohnen zu lassen. Zunächst war ich skeptisch, ob sich überhaupt Interessenten finden würden. Schließlich würden sie das Haus erst nach meinem Auszug vollständig nutzen können.

Über einen Makler wurde das Haus gezielt für Investoren angeboten, die eine langfristige Kapitalanlage suchten. Nach einigen Wochen meldeten sich tatsächlich mehrere Interessenten. Der Käufer, für den ich mich letztendlich entschied, war ein älteres Ehepaar, das das Haus langfristig für ihre Kinder sichern wollte. Sie sahen die Investition als eine Möglichkeit, den Wert der Immobilie zu steigern, bis ihre Kinder alt genug wären, das Haus selbst zu nutzen.

Der Vertrag: Wohnrecht und Pflichten

Der Kaufvertrag war sehr detailliert und regelte genau, welche Rechte und Pflichten ich und der Käufer hatten. Mein Wohnrecht wurde auf Lebenszeit eingetragen, was mir die Sicherheit gab, nicht vorzeitig ausziehen zu müssen. Gleichzeitig vereinbarten wir, dass der Käufer für größere Instandhaltungsmaßnahmen, wie Dachreparaturen oder die Erneuerung der Heizung, verantwortlich war. Kleinere Reparaturen und die laufenden Kosten wie Strom und Wasser blieben in meiner Verantwortung.

Nach dem Verkauf: Wie ist es, in einem verkauften Haus zu leben?

Nach dem Verkauf änderte sich in meinem Alltag zunächst wenig. Ich lebte weiterhin in meinem Haus, pflegte meinen Garten und genoss die vertraute Umgebung. Doch finanziell hatte sich einiges verändert: Der Verkaufserlös verschaffte mir die finanzielle Freiheit, die ich mir erhofft hatte. Wir konnten nun Reisen unternehmen und uns mehr leisten, ohne uns Sorgen um unsere Zukunft machen zu müssen.

Interessanterweise stellte ich fest, dass ich mich trotz des Verkaufs immer noch genauso mit dem Haus verbunden fühlte wie vorher. Es fühlte sich immer noch wie „mein Zuhause“ an, obwohl es nun offiziell jemand anderem gehörte. Der einzige Unterschied war, dass ich nun mehr finanzielle Sicherheit hatte.

Die Vorteile des Modells „Haus verkaufen und wohnen bleiben“

Rückblickend kann ich sagen, dass der Verkauf des Hauses mit Wohnrecht für mich die richtige Entscheidung war. Die Vorteile dieses Modells liegen auf der Hand:

  1. Finanzielle Freiheit: Der Verkaufserlös ermöglichte es mir, mein Leben im Ruhestand zu genießen, ohne finanzielle Sorgen.
  2. Verbleib im eigenen Zuhause: Ich musste mein gewohntes Umfeld nicht verlassen und konnte weiterhin in meinem geliebten Haus leben.
  3. Rechtliche Sicherheit: Durch den Grundbucheintrag war mein Wohnrecht rechtlich abgesichert, sodass ich keine Angst haben musste, plötzlich ausziehen zu müssen.

Fazit: Haus verkaufen und wohnen bleiben – ein Modell, das funktioniert

Für mich war der Schritt, mein Haus zu verkaufen und wohnen zu bleiben, ein voller Erfolg. Es war eine ideale Lösung, um finanziellen Spielraum zu gewinnen, ohne das gewohnte Zuhause aufgeben zu müssen. Natürlich ist dieses Modell nicht für jeden geeignet. Es erfordert eine gründliche Planung und rechtliche Absicherung. Doch wer, wie ich, den emotionalen Wert seines Hauses schätzt und gleichzeitig die finanzielle Sicherheit im Alter sucht, findet in diesem Modell eine echte Alternative.

Ich kann es jedem empfehlen, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, über diesen Schritt nachzudenken. Ein Haus zu verkaufen und trotzdem darin wohnen zu bleiben, klingt im ersten Moment ungewöhnlich – doch mit der richtigen Beratung und Vorbereitung ist es eine großartige Möglichkeit, die besten Aspekte von finanzieller Sicherheit und emotionaler Geborgenheit zu vereinen.